Wenn Rat und Verwaltung die Gesamtschule jetzt nicht auf den Weg bringen, handeln sie nach Jahren des ‘nicht Handelns’ fahrlässig, heißt es aus dem Integrationsrat.
Die verbindliche Elternbefragung ist eindeutig für eine Gesamtschule ausgefallen. Das CDU und FDP nun die Finanzen gegen die Gesamtschule ins Feld führen, ist für den Integrationsrat nicht nachvollziehbar. “Das es die Gesamtschule nicht umsonst oder zum Discountpreis gibt, war der CDU vor der Elternbefragung genauso klar, wie die Tatsache, dass Mettmann noch zahlreiche andere Investitionen tätigen muss”, hat die noch kommissarische Vorsitzende des Integrationsrats Ria Garcia gerade nur ein Kopfschütteln dafür übrig, dass weder im Schulausschuss noch in der konstituierenden Ratssitzung ein entsprechender Beschluss gefasst wurde. Der neu gewählte Integrationsrat konstituiert sich erst am 3. Dezember. Bis dahin ist sie Ansprechpartnerin für Bürger, genauso wie für bisherige und künftige Integrationsratsmitglieder. In den letzten Tagen erhielt sie zahlreiche Anrufe zum Thema Gesamtschule.
Gerechte Bildungschancen sind eines der Ur-Themen des Integrationsrats, der sich schon seit vielen Jahren für die Einrichtung einer Gesamtschule ausgesprochen hat. “Nach dem Beschluss die Hauptschule auslaufen zu lassen und dem Scheitern der Gründung einer Sekundarschule bestand bereits dringender Handlungsbedarf. 2013 haben 30 Prozent der Schulabgänger mit Migrationshintergrund in Mettmann keinen Hauptschulabschluss erreicht. Damit war Mettmann negativer Spitzenreiter im gesamten Kreis”, mahnt Hans Duncker zu handeln. Duncker ist neu gewählt, aber schon seit vielen Jahren wechselnd in Arbeitskreisen oder als gewähltes Mitglied im Integrationsrat tätig. Er bezieht sich bei den genannten Daten auf die Datensammlung Integration des Kreis Mettmann, die zuletzt 2014 vorgelegt wurde.
Auch Bahri Erdogan, der in der letzten Wahlperiode direkt gewähltes Mitglied des Integrationsrats war und jetzt wieder gewählt ist, hat kein Verständnis für das, was sich gerade abspielt. Er ist Vorsitzender der DITIB-Gemeinde und kennt die Sorgen von vielen Eltern und Schülern aus erster Hand. “Das kann doch einfach nicht wahr sein, dass hier nicht gehandelt wird. Da muss sich die Kommunalaufsicht einschalten, wenn die Gesamtschule jetzt nicht mit dem nötigen Beschluss auf den Weg gebracht wird”, sieht er die nächst höhere Instanz in der Pflicht.
Dagmar Pape und Felix Spiecker sind ganz neu in den Integrationsrat gewählt. Während Felix Spiecker als Vater schulpflichtiger Kinder selbst an der Befragung für die Einrichtung einer Gesamtschule teilgenommen und dafür gestimmt hat, war Dagmar Pape 2015 aktive Flüchtlingshelferin und sieht die Notwendigkeit der Gesamtschule auch aus dieser Perspektive. Was beide eint: Sie befürchten das Mettmann auch künftig Spitzenreiter in der ‘Produktion von Bildungsverlierern’ sein wird. “Wir fordern, dass die Politik sich jetzt eindeutig für eine Gesamtschule entscheidet.”